Pioniere, Perfektionisten, Preisträger
Es war der 21. Mai 1976, als die im niedersächsischen Osnabrück gegründete Blues Company zum ersten Mal auf der Bühne stand – schon damals mit Todor „Tosho“ Todorovic als Leadgitarrist und Sänger – und damit die Geschichte der erfolgreichsten und langlebigsten deutschen Bluesband ihren Ausgang nahm. Über 40 Jahre später und allen kurzlebigen Trends zum Trotz hat das Quartett mittlerweile mehr als 4.000 Auftritte in 18 Ländern absolviert. Und bis heute ist die Blues Company beim für High-End-Sounds bekannten inakustik-Label unter Vertrag, bei dem man bereits 1987 anheuerte.
Ein Geheimnis ihres Erfolgs ist dabei die personelle Kontinuität, die für eine stabile musikalische DNA sorgt: So ist Mike Titré als zweiter Gitarrist und zweite Stimme der Blues Company bereits seit 1980 an Toshos Seite, Drummer Florian Schaube sitzt seit 2000 hinter dem Schlagzeug und Bassist Arnold Ogrodnik ist auch schon seit 2008 an Bord. Bei Bedarf wird dieses Line-up noch durch die Bläser der Fabulous BC Horns, den Trompeter Uwe Nolopp und den Saxofonisten Volker Winck, sowie die stimmgewaltigen Soul Sistaz Maria Nicolaides und Seda Devran verstärkt.
Konzert für Konzert und Album für Album hat die Blues Company die Zahl ihrer Fans kontinuierlich erhöht und einige ihrer Veröffentlichungen haben die besten Verkaufszahlen erreicht, die je für Blues-Scheiben in Deutschland erreicht worden sind. Die Band blickt heute auf insgesamt weit über 20 Studio-, Livealben und Compilations sowie drei DVDs bzw. Videos zurück. Tosho Todorovic hat darüber hinaus noch zwei Soloalben herausgebracht sowie 2004 unter dem Titel „On The Road Again“ ein Buch mit bandbiografischen Anekdoten veröffentlicht. 2017 erschien anlässlich der 30-jährigen Zusammenarbeit zwischen Band und Label zudem eine 5-CD-Box als „Limited Jubilee Edition“.
Kein Wunder, dass der Band Auszeichnungen wie die wiederholte Aufnahme in die vierteljährlich ermittelten Bestenlisten der Kritikervereinigung Preis der Deutschen Schallplattenkritik e. V. oder zwei German Jazz Awards, verliehen vom Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft, zuteilwurden. Und bei Todorovic steht zudem der „Blues-Louis“ des Lahnsteiner Bluesfestivals im Regal, wobei sich die Band durch eine ganz andere und sehr spezielle Verwendung ihrer Studioalben im Grunde noch mehr ausgezeichnet fühlen darf: Die CDs der Blues Company werden nämlich von Experten der klanglich maximal verwöhnten High-End-Fraktion im HiFi-Bereich mit schöner Regelmäßigkeit verwendet, wenn die Brillanz und Leistungsfähigkeit der edelsten Boxen und der feinsten Verstärkertechnik eindrucksvoll vorgeführt werden sollen.
Todor „Tosho“ Todorovic – mit Herzblut auf der Bühne und im Hörsaal
Der markante Kopf der Blues Company wurde als Sohn jugoslawischer Eltern, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesrepublik gekommen waren, 1951 in Lingen im Emsland geboren. Er wuchs daheim schon mit Musik auf und entdeckte früh seine Liebe zum Blues. Zunächst studierte Todorovic allerdings klassische Musik. Eine andere Art des Musikstudiums gab es schließlich seinerzeit nicht, was nicht zuletzt zu seinem heutigen Engagement als Dozent am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück beigetragen haben dürfte. Hier können die Studierenden heutzutage auch einen Abschluss in Popularmusik machen – und von Todorovic nicht nur alles über Virtuosität am Instrument und Kreativität beim Songschreiben lernen, sondern auch in allen anderen Bereichen des Musik-Business von den Erfahrungen des Profis profitieren.
Nicht nur bei seiner Arbeit als Hochschuldozent blickt Tosho Todorovic über den Tellerrand seines musikalischen Wirkens hinaus, auch bei seinem bürgerschaftlichen Engagement an seinem Wohnort Osnabrück setzt er seine Bekanntheit und seine Verbindungen für vielfältige soziale Zwecke ein, organisiert Benefiz-Veranstaltungen und unterstützt viele wohltätige Events und Einrichtungen. Für dieses Engagement wurde der Kopf der Blues Company 1993 mit der Bürgermedaille der Stadt Osnabrück und 2012 mit dem Kulturpreis des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land geehrt.
Stand : August 2020
Tosho über ...
... das Leben "auf Tour" als Musiker:
"Ich bin mehr als dankbar dafür inzwischen 40 Jahre meine Musik sprich: meine eigenen Bluessongs professionell vor Publikum spielen zu dürfen, dabei einen Grossteil Europas bereist zu haben und immer noch – inzwischen 65 Jahre alt – auf der Bühne stehen zu dürfen."
"Konzerte und Tourneen in fremden Ländern waren mir immer schon sehr wichtig. Es ist ein riesengrosser Unterschied, ob man ein Land und seine Kultur als Tourist oder, durch engem Kontakt zu den Menschen, als Musiker kennenlernt!"
"Tourneen sind wie ein immerwährender Kindergeburtstag. Man ist mit den Kumpels unterwegs, lernt ständig neue Leute kennen und hat ne Menge Spass.Natürlich ist das auf Dauer auch anstrengend. Aber als "Reisender in Sachen Musik" lernt man überall zu schlafen, im Zug, im Flugzeug, im Bandbus sowiso ..."
... das Songwriting:
"Als kreativer Musiker ist man sozusagen besessen davon neue Songs zu schreiben, egal ob sie es dann auf einen Tonträger schaffen oder nicht. Das man dabei von aktuellen musikalischen Strömungen beinflusst wird, versteht sich von selbst."
"Deswegen ist es mir immer wichtig, neue Songs zu schreiben und diese Lieder nicht nur aufzunehmen und zu veröffentlichen, sondern sie auch live zu spielen. Mir ist völlig klar, dass man bei einem traditionellen Bluespublikum, besonders im Ausland, wo die Zuhörer nicht alle unsere Lieder kennen, mit der Blues-Hitparade (Sweet Home Chicago usw.) schneller und vielleicht auch "besser" ankommt. Aber: die Blues-Fraktion, also die "Beerdrinker & Hellraiser" zu begeistern, das kann auch jede lokale Bluesband! Dazu muss man nicht die Blues Company einkaufen. Das heisst aber auch, das wir in unseren Programmen hin und wieder auch einen Klassiker interpretieren. Dazu machen diese Nummern viel zuviel Spass!"
... den Blues:
"Wenn der Blues sich in den über 100 Jahren seines Bestehens nicht weiterentwickelt hätte, wenn wir also immer noch so spielen würden wie, sagen wir mal: Robert Johnson, gäbe es den Blues nicht mehr. Gleichzeitig ist es mehr als wichtig die Ursprünge dieser Musik genauestens studiert zu haben."
"Der Blues ist nicht immer traurig, das ist ein Vorurteil, denn er beschreibt mit seinen Texten alle Situationen des Lebens. Gute, wie auch schlechte. Thematisch kann es um Liebe gehen, aber auch um den Tod, um Alkohol, ums Finanzamt, um die großen oder kleinen Katastropfen des Lebens. Er kann auch, muss aber nicht – politisch sein."
... deutsche Texte:
"Blues in deutscher Sprache funktioniert nicht bei mir. Wir haben es mit eine Platte versucht und es war nicht gut! Vielleicht liegt es an meiner klassischen Gesangsausbildung oder daran das Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Irgendwie klinge ich komisch, wenn ich versuche deutsche Texte zu singen. Also lasse ich es sein!"
... den Sound der Blues Company:
"Ich höre gerne gutklingende Musik, sei es live oder vom Tonträger. Deswegen sind wir mit einer hochwertigen Beschallungsanlage nebst eigenem Tontechniker unterwegs. Mich ärgert die Tatsache, dass vor allem junge Leute zunehmend nur noch mp3 komprimierte Musik oft auch noch über kleine, schlechtklingende Kopfhörer hören. Oder was noch schlimmer ist: direkt aus den quäkenden Lautsprechern ihrer Mobiltelefone."
"Ich wollte immer, einen eigenen, möglichst erkennbaren Sound produzieren, sowohl als Sänger als auch mit der Gitarre. Meine musikalische Sozialisation ist für meine Arbeit von großer Bedeutung. Angefangen als Kind mit byzantinischer, also orthodoxer Kirchenmusik in dem von meinem Vater geleitetem Kirchenchor bis hin zu Volksmusik vom Balkan, die ich als Jugendlicher gespielt habe. Beides habe ich dann später, zuerst unbewusst und dann gezielt in meiner eigenen Art den Blues zu spielen verarbeitet."
... das Aufhören:
"Musik live zu spielen macht Spass! Deswegen gehe ich auf Sessions – auch wenn es nicht Blues ist – und spiele auch – just for fun, ohne das Ziel, damit öffentlich aufzutreten – mit Musikerkollegen. Ich mache so lange weiter, wie es die Gesundheit zulässt - B.B. ist auch da ein grosses Vorbild - und solange die Leute mich und die Band hören wollen!"